Webgalerien… Ein Trauerspiel

 Seit ich in letzter Zeit mehrfach miterleben durfte, wie bei Bekannten auf Grund von Unvorsichtigkeit und/oder eines einfachen technischen Defekts ihre gesamte private digitale Fotosammlung unwiederbringlich ins Nirvana verschwunden ist, habe ich begonnen mir Gedanken darüber zu machen, wie ich das bei mir selber tunlichst vermeiden kann. Die einfachste Möglichkeit ist sicherlich die Vorhaltung mindestens einer Sicherheitskopie auf einem externen Datenträger wie z.B. einem USB-Stick oder besser auf einer externen Festplatte. Bei den heutigen Preisen für externe Speichermedien ist man da mit einer relativ kleinen Investition erstmal auf der sicheren Seite.

 Was aber, wenn man seine Fotosammlung oder auch nur Teile davon der Verwandschaft oder auch Freunden und Bekannten zugänglich machen möchte? Dann hat man zwei Möglichkeiten: Man mietet sich ein Plätzchen im World Wide Web und installiert dort seine eigene Webgalerie, oder nutzt einen der zahlreichen Dienste im Internet, welche diverse Anbieter dort, schon fertig vorkonfiguriert, für einen bereithalten.

 Ich habe mich in den letzten Wochen vermehrt mit Möglichkeit zwei, also mit diversen Anbietern von Webgalerien auseinander gesetzt und bin, gelinde gesagt, doch etwas enttäuscht. Der Versuch, einen Anbieter für mich zu finden, welcher mir eine ansprechende Präsentation meiner Bilder sowie eine alltagstaugliche Verwaltung meiner Bilder bietet und dazu auch noch bezahlbar bleibt, kann als gescheitert angesehen werden. Ich glaube mittlerweile, das alle meine Wünsche, zusammen genommen, offensichtlich zu viel verlangt sind.

 Getestet habe ich bisher Flickr, Picasa, 500px und die beiden Cloudspeicher Dropbox und Google Drive, sowie diverse kleinere Dienste, die aber letztendlich weder als Backup, noch als Galerie zu gebrauchen waren.  Aber auch die Erfahrungen mit den verbleibenden fünf Diensten waren alle in irgendeiner Form ernüchternd und/oder für mein Vorhaben schlicht und einfach nicht zu gebrauchen.

Soweit so gut, nun folgt eine Beschreibung der Leiden des jungen W. ;)

Flickr…

 gefällt mir bisher noch am besten. Man kann für relativ wenig Geld ($24.95/Jahr) unbegrenzt Fotos in die Cloud laden, die Beschränkung auf 50MB pro Foto sollte für Otto Normalfotografierer (noch) kein wirkliches Problem darstellen. Die kostenlose Variante kommt mit diversen Einschränkungen daher, die teilweise schon recht störend sind.
So werden z.B. nur die letzten 200 Bilder angezeigt, ältere Bilder sind nicht mehr ohne weiteres öffentlich zugänglich. Da stößt man schon mit der Veröffentlichung der Bilder von des letzten Urlaubs recht schnell an seine Grenzen.
Bilder können in Alben verwaltet werden, Alben kann man in sogenannten Sammlungen zusammenfassen und beide Varianten, sowie auch einzelne Bilder, können anderen Menschen über drei Berechtigungsstufen zugänglich gemacht werden. Als Möglichkeiten stehen einem „Öffentlich“ und „Privat“ zur Verfügung, sowie eine Stufe dazwischen,  indem ein Link auf ein Bild oder Album generiert wird, über den dann geladene Gäste zugreifen können, ohne das die Bilder gleichzeitig dem Rest der Welt zugänglich gemacht werden müssen.
So weit so gut, mir würden sicher lauter Dinge einfallen, die man anders oder auch besser machen könnte, aber das beschriebene ist derzeit wohl „State of the Art“ und bei Flickr aus meiner Sicht noch am elegantesten gelöst. Was mich aber wirklich stört ist die Art, wie man bei Flickr seine Bilder präsentieren kann. Ich nenne es mal freundlich „minimalistisch“, irgendwie hat es für mich den Charme der 90er, kurzum, ich finde es einfach fürchterlich. Da rettet auch die Möglichkeit einer Anzeige als Slideshow den ansonsten recht guten Gesamteindruck nicht mehr.

Googles Picasa…

 dagegen sieht zwar nachher in der Präsentation einen Hauch besser aus, dafür ist die Verwaltung der Bilder um einiges umständlicher als bei Flickr. Es gibt nur Alben, eine weitere Möglichkeit um so etwas wie Struktur in seine Bildersammlung zu bringen, ist nicht vorgesehen. Bei vielen Bildern und Alben wird es da recht schnell unübersichtlich.
Die Rechtevergabe ähnelt der bei Flickr stark, zusätzlich können das Googlemail Adressbuch oder die eigenen Kreise bei Google+ für die Rechtevergabe benutzt werden. Die Kosten belaufen sich auf 0 Euro, wenn man mit einem Gigabyte hinkommt, 2,49 $/Monat für 25 Gigabyte oder 4,49 $/Monat für 100 Gigabyte.
Positiv anzumerken ist, das sich der angemietete Platz auch gleichzeitig für Google Drive benutzen lässt, leider gibt es aber keine direkte Verbindung zwischen den beiden Diensten.

Gut gefallen hat mir auch

500px…

 Besonders die Präsentation der Bilder dort ist um Klassen besser, als bei Flickr und Picasa, man merkt es dem Dienst schon an, das er eher den Profi unter den Fotografen anspricht. Leider kann man mit dem kostenlosen Account nicht sehr viel testen, da dieser doch arg im Funktionsumfang beschränkt ist.
Preislich ist 500px durchaus interessant, die Kosten belaufen sich auf 19,95$/Jahr, dafür bekommt man unbegrenzten Speicherplatz und einen eigenen Shop, wo man seine Bilder feilbieten kann. Auch gibt es wohl eine Rechtvergabe, testen konnte ich diese aber leider nicht.
Soweit so gut, mein ganz persönliches Problem mit 500px ist allerdings, das mir bei jedem einloggen die Grenzen meines fotografischen Schaffens vor Augen geführt werden, wenn mir die Bilder der „richtigen“ Fotografen angezeigt werden ;). Aber wie sagte meine Freundin so schön: Man wächst mit seinen Aufgaben.

Dropbox und Google Drive

 Letztendlich bleiben noch Dropbox und Google Drive, welche sich beide zwar als Speicher für Fotos eignen, als Webgalerie aber eher nicht zu gebrauchen sind. Dropbox beinhaltet zwar so etwas wie eine Albumfunktion, ist mir aber dann mit  9,99 $/Monat für 100 Gigabyte schon wieder eine Spur zu teuer.

 Bisher konnte ich mich also für keinen der getesteten Dienste entscheiden und es war mir unmöglich einen Anbieter zu finden, der meinen (zu hohen?) Ansprüchen gerecht wird. Momentan sichere ich meine Fotos in die Cloud von Amazon, allerdings als reine Backuplösung. Ich nutze dort den sogenannten Glacier-Speicher, der normalerweise zur Langzeitarchivierung dient und deshalb auch nur $0,011 pro GB und Monat kostet. Allerdings sollte man nicht allzu oft auf diese Daten zugreifen müssen, denn dann entstehen weitere Kosten durch den Restore und den dadurch resultierenden Datentransfer. Wie gesagt, es ist auch nur ein kostengünstiges Langzeitbackup welches mich derzeit für meine knapp 50 GB Fotos rund 75 Cent im Monat kostet. Da kann dann auch mal bei einem Blitzeinschlag die externe Festplatte vor Schreck im laufenden Betrieb vom Tisch fallen ;).

 Für den Fall, das ich in absehbarer Zeit tatsächlich einen Dienst finde, der mir wirklich zusagt, werde ich sicherlich meiner Freude darüber hier an dieser Stelle Luft machen. Bis dahin nutze ich wohl weiter meine eigene Web-Galerie, wobei ich diese weniger als Backup, zumindest aber als Präsentationsplattform benutzen kann, um die Familie, Freunde und Bekannte mit meinen eigenen bescheidenen fotografischen Errungenschaften zu bespaßen ;).

In diesem Sinne…

-twi-

Veröffentlicht von

Extrem-Gadgeteer, Netaholic, Musik- und Serienjunkie, Politik(er)verdrossener, Genussmensch und bekennender Fleischfresser ;)

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