Egoismus [ego’ismus] oder die Eigenschaft, immer nur an sich selbst zu denken

Egoismus [ego’ismus]

 „Egoismus ist auch als „Ich-Bezogenheit“, „Ich-Sucht“, „Selbstsucht“, oder „Eigenliebe“ bekannt, Menschen wiederum, die dieser Eigenschaft anheim gefallen sind, bezeichnet man als Egoisten. Wenn ein Egoist etwas tut, dient das meistens uneingeschränkt dem eigenen Vorteil und zum Selbstzweck. Im Gegenzug kann es ein Egoist normalerweise überhaupt nicht ab, wenn andere Menschen ihm gegenüber das gleiche Verhalten an den Tag legen.“

 Seltsam? Finde ich auch, ist aber so, zumindest spiegelt das meine persönliche Erfahrung wieder. Falls sich nun jemand die Frage stellt: „Was hat der Winnie denn jetzt schon wieder?“, in den folgenden Zeilen versuche ich mal, diese Frage zu beantworten…

 Wie ich ja bereits schon gebloggt habe, hat es mich seit geraumer Zeit von der Straße auf die Schiene verschlagen, was im Umkehrschluss dazu führt, das ich mich aus der Geborgenheit meines persönlichen und rollenden Stahlkäfigs der Marke Dacia hinaus in die freie Wildbahn des öffentlichen Nahverkehrs begeben musste. Diese neu gewonnene Freiheit geht zwangsläufig mit einem näheren Kontakt zu Mitmenschen einher, die man sich, mitunter bedauerlicherweise, nicht unbedingt aussuchen kann. Und genau ein Teil dieser Mitmenschen ist es, der mich seit Wochen dazu bringt, nur noch verständnislos mit dem Kopf zu schütteln.

 Vielleicht bin ich ja schon zu alt, aber ich kenne noch eine Zeit, auch genannt „die Siebziger“, da haben sich die Menschen tatsächlich hier und da gegenseitig geholfen. Da wurde einem alten Menschen mal der schwere Koffer in den Zug gehievt oder man stand als junger Mensch auf, damit sich das alte klapprige Mütterchen setzen konnte, bevor es bei der nächsten Bremsung des Zuges/Busses durch die Gänge rollte. Heute sitzt der jüngere Mensch da, guckt teilnahmslos in die Runde und manchmal erweckt es den Eindruck, als warte er geradezu darauf, das die Oma durch den Zug kugelt und er dann endlich mal wieder was zu lachen hat. Er selber belegt dabei am besten gleich drei Plätze: Einen für den eigenen Hintern, einen für die Tasche und einen für die Füße. Gibt’s nicht? Heute noch erlebt (zum Glück ohne kugelnde Oma).

 Aber woher soll der junge Mensch es auch besser wissen, denn wir Alten leben ihm doch genau dieses Verhalten vor. Kein bitte, kein danke, kein „guten Tag“, kein „auf Wiedersehen“. Da wird gedrängelt und geschubst, Hauptsache ICH ICH ICH. Und wenn dann mal ein junger Mensch tatsächlich aufsteht um für einen Älteren Platz zu machen, dann bekommt er mitunter dafür noch nicht einmal ein nettes Wort. Zum Glück kann man das (noch) nicht zu 100% verallgemeinern, es gibt immer noch Ausnahmen, aber mein persönlicher Eindruck ist, dass das gerade beschriebene Verhalten immer mehr Schule macht und extremer Egoismus langsam aber sicher zur Normalität wird.

 Aus meiner Sicht ist das aber ganz klar ein gesellschaftliches Problem. Unsere Gesellschaft ist geradezu darauf ausgerichtet, massenhaft Egoisten zu produzieren. Unsere Kinder lernen von klein auf, dass nur der Starke gewinnt. Die Devise lautet: Wenn Du ein großes Stück vom Kuchen willst, dann sieh zu, das Du Dich nach vorne kommst und alle anderen hinter Dir lässt. Bescheidenheit ist out, wer bescheiden ist, guckt in die Röhre. Das ist im Kindergarten so, in der Schule geht es munter weiter und in der Lehre bzw. im Studium verschärft sich das Problem noch quasi mit jedem Tag, mit dem man dem Berufsleben näher kommt. Prinzipiell ist dagegen ja erstmal nichts einzuwenden wenn der Starke gewinnt, die gesamte Evolution hat so funktioniert.

 Aber wir Menschen haben es mal wieder geschafft, der Evolution ein Schnippchen zu schlagen, indem wir es mit der Definition von „Stärke(n)“ nicht mehr so genau nehmen, bzw. „Stärke“ nur noch als „körperlich“ definieren. Wie sonst ist es möglich, das heutzutage nur in den seltensten Fällen die nicht körperlich „Starken“ gewinnen, sondern eigentlich immer jene, für die „Teamwork“, „soziales Verhalten“ und „Gewissen“ Begriffe sind, die sie zwar schon mal irgendwo gehört habe, von deren eigentliche Bedeutung sie aber genau so viel Ahnung haben, wie ein Schwein vom Eierlegen. Menschen also, die eigentlich nichts richtig können, ausser kräftig die Ellenbogen zu benutzen bzw. nach unten zu treten und dabei die Errungenschaften und Ideen, also die Stärken ihrer Mitmenschen, als die eigenen zu verkaufen. Einige gehen dabei sogar so weit, das sie bewusst das soziale Engagement anderer als Schwäche erkennen und ausnutzen, mit dem einzigen Ziel: Sich selbst nach vorne zu bringen.

 Und nun kommt der Punkt, wo ich aufhöre, das Ganze zu verstehen…

 Normalerweise müsste doch eine Gesellschaft solche Menschen als Hochleistungsarschlöcher identifizieren und ausgrenzen. Normalerweise…

 Unsere Gesellschaft allerdings tut genau das Gegenteil, sie fördert diese HLAs und lässt zu, das diese bis in die höchsten Positionen in Politik und Wirtschaft schaffen, um dort über Dinge zu entscheiden, von denen sie schon auf Grund ihres Werdegangs gar keine Ahnung haben können, erwartungsgemäß früher oder später dabei auf ganzer Linie versagen und dann noch, statt dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, horrende Summen als Abfindung kassieren. Jene aber, die auf Grund ihres Wissens, ihrer Intelligenz und ihres gesunden Menschenverstandes die richtigen Entscheidungen hätten treffen können, die sind längst irgendwann mal auf der Strecke geblieben, nur weil ihnen eins fehlte: Grenzenloser Egoismus.

 In genau diesem Vorgehen sehe ich aber das Problem: Unsere Gesellschaft zeigt ihren Kindern, das mit sozialem Verhalten, Freundlichkeit und Ehrlichkeit kein Blumentopf zu gewinnen ist. Jeden Tag wird ihnen in den Medien vor Augen geführt, wie weit man es bringen kann, wenn man nur dreist genug lügen kann und kein schlechtes Gewissen einen plagt, wenn man tausende seiner Mitmenschen über den Tisch gezogen hat, um sich selbst angemessen zu bereichern. Jeden Tag können sie sehen, wie das Hochleistungsarschloch mit dem Ferrari am roten Teppich des Lebens vorfährt, während der Ehrliche kaum noch in der Lage ist, an der Zapfsäule die Rechnung für die Tankfüllung seines 15 Jahre alten Golfs zu bezahlen.

Was soll ich dazu noch sagen, also mich nervt das ganz gewaltig !!!

In diesem Sinne…

-twi-

Veröffentlicht von

Extrem-Gadgeteer, Netaholic, Musik- und Serienjunkie, Politik(er)verdrossener, Genussmensch und bekennender Fleischfresser ;)

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