Atkins Tagebuch – Einleitung

Angeregt durch ein paar Arbeitskollegen und deren Erfolge mit einer Diät, welche von Robert Atkins erfunden wurde, habe ich mich heute entschlossen, mich die nächsten Wochen einmal mehr zu kasteien, um in relativ naher Zukunft endlich wieder ein halbwegs vertretbares Gewicht zu erreichen. Dummerweise bin ich genau an dieser „Kasteiung“ bisher immer wieder gescheitert. Meiner persönlichen Erfahrung nach ist es für mich quasi unmöglich, den ganzen Tag ständig von einem Hungergefühl heimgesucht zu werden, ohne früher oder später einer Fressattacke anheim zu fallen. Das Risiko steigt bei mir  dabei ziemlich genau in dem Maße, wie der Erfolg bei der Gewichtsreduktion abnimmt. Irgendwie sagt mir mein Kopf:

Hey Mann, wofür quälst du dich eigentlich hier wenn es doch sowieso nichts bringt? Warum schiebst du den ganzen Tag Kohldampf und bewegst dich beim Gewicht kein Gramm mehr nach unten? Im Gegenteil, der kleinste Fehltritt und der Gang zur Waage endet in einer Sinnkrise.

Ob dieser Tatsachen habe ich bereits vor geraumer Zeit angefangen, mir Gedanken zu machen, warum ich eigentlich „so schwach“ bin. Die zentrale Frage muss also lauten:

Wieso schaffen Andere das und wieso bin ich so eine Lusche?

Im Laufe der Zeit habe ich nicht zuletzt deshalb angefangen, mein Umfeld genauer zu betrachten, insbesondere die „Dicken“ und deren Umgang mit ihrem Gewicht. Ich habe mir diverse Meinungen und die unterschiedlichsten Tipps und Rezepte angehört, wie man dem Übergewicht entgegenwirken kann. Unter Anderem habe ich mich, anfangs sogar sehr erfolgreich, nach „Weight Watchers“ bekehren lassen. Weiterhin habe ich beobachtet, wie und vor allem wie lange es diese Menschen geschafft haben, sich an ihre Vorgaben zu halten und nicht zuletzt, wie lange es gedauert hat, bis sie wieder quasi am Anfang standen oder gar mehr als vorher auf den Rippen hatten. Alles in allem war das Ergebnis in letzter Instanz recht befriedigend schon deshalb, weil die Antwort eigentlich so einfach ist:

Die Anderen schaffen es auch nicht!

Das ist natürlich ziemlich pauschal und stimmt auch sicher nicht in allen Fällen. Tatsache aber ist, daß der überwiegende Teil meiner Familienmitglieder, Freunde, Bekannten und Arbeitskollegen es eben auch NICHT geschafft haben, eine AUF DAUER hilfreiche und vor allem funktionierende Ernährungsweise zu finden, mit der sie im Alltag gut zurecht kommen können. Momentan fällt mir ganz genau EINER ein, der es geschafft hat, von einem enormen Übergewicht auf sein Idealgewicht zu kommen und der sich da tatsächlich schon seit fast 2 Jahren hält. Jene, die meinen, sie wären bei 5 Kilo Übergewicht schon viel zu fett und sich dann ja super-toll finden, weil sie es geschafft haben sich von dieser „enormen Fettleibigkeit“ wieder auf Normalgewicht zu zwingen, lasse ich mal bewusst außen vor. Aus meiner Sicht haben diese Mitmenschen nicht die leiseste Ahnung, von was ich hier schreibe und was es bedeutet, mehr Übergewicht zu haben, als sie mitunter selbst an Gesamtgewicht auf die Waage bringen.

Aber was in aller Welt lässt jemanden wie mich denn nun immer wieder scheitern?

Aus meiner Sicht ist die Antwort nicht so schwer, als Beispiel möchte ich meine persönlichen Erfahrungen mit Weight Watchers (im folgenden WW genannt) heranziehen, welches ja bekanntermaßen nicht auf dem Zählen von Kalorien beruht, sondern auf einem Punktesystem. Eigentlich ist es ja ganz einfach:
Nachdem man sich entschlossen hat, sich nach diesem Punktesystem zu ernähren, die dafür notwendige Anmeldung durchgeführt und seine Geldbörse um rund 60 Euro erleichtert hat, bekommt man Zugriff auf die Webseiten von WW und somit Zugriff unter anderem auf den Punkterechner, die Foren und eine riesige Rezeptesammlung. Alternativ kann man auch an Treffen mit Gleichgesinnten teilnehmen, die nahezu in jeder Stadt abgehalten werden und 2-3 mal die Woche stattfinden. Ich habe das jedoch aus Zeit- und nicht zuletzt aus Kostengründen nicht wahrgenommen, denn diese Treffen kosten extra.
Man beginnt also damit, sein Startgewicht einzugeben, gefolgt von seinem Wunschgewicht, welches man auf Anraten des Programms nicht zu enthusiastisch wählen sollte, damit es a: als Ziel erreichbar bleibt und b: man es später als neues Ziel nach unten korrigieren kann. Anhand des Startgewichtes wird nun die Punktzahl ausgerechnet, die man im ersten Schritt täglich an Nahrung verbraten kann. Diese Punktzahl reduziert sich natürlich im Laufe der Zeit, basierend darauf, wie viel man schon abgenommen hat. Weniger Kilos brauchen natürlich auch weniger Brennstoff.
Da es sich bei WW im Grundsatz um eine fett-reduzierende Diät handelt, landet man ziemlich schnell bei wenig Fleisch/Fisch und viel Gemüse, natürlich alles fettfrei zubereitet, sowie jeder Menge fettarmer Nahrungsmittel, die eine hervorragend darauf abgestimmte Industrie zu natürlich ebenso hervorragend darauf abgestimmten Preisen feilbietet.
Um seine Punkte also nicht zu überschreiten, und trotzdem halbwegs dauerhaft satt zu werden, fängt man also an, diese ganze teure Zeug zu kaufen. Käse ohne Fett, Wurst ohne Fett, Quark ohne Fett, Milch ohne Fett, Joghurt ohne Fett, alles ohne Fett, Hauptsache light, light und nochmal light. Da zu diesem Zeitpunkt die Motivation noch recht hoch ist, sieht man erst einmal darüber hinweg, das einem die wenigsten Produkte tatsächlich schmecken und sich langsam aber sicher eine gewisse Eintönigkeit breit macht, bedingt dadurch, das man natürlich nach und nach nur die Dinge kauft, die einem zumindest noch einen Hauch von Genuss versprechen.
Das geht solange gut, wie die Waage noch akzeptable Ergebnisse zeigt. Dummerweise bleiben diese aber nach geraumer Zeit aus, sprich man isst wenig von dem, was einem eigentlich noch nicht einmal sonderlich gut schmeckt, hangelt sich so von einer Mahlzeit zur nächsten und hat eigentlich ständig Hunger. Macht man dann noch den Fehler, „sich mal ausnahmsweise was zu gönnen“, hat man verloren und am nächsten Tag bestraft einen die Waage unbarmherzig, wie Maschinen nun mal so sind ;).
Man muss schon ein echter Fachmann im Bereich Selbstmotivation sein, um das auf Dauer zu überstehen. Ist man das nicht und gibt man denn irgendwann zwangsläufig genervt auf, findet man schneller zu seinem ursprünglichen Gewicht zurück, als man die Übergrößen aus dem Keller zurück in den Kleiderschrank geräumt hat.

Lange Rede kurzer Sinn, positiv zu werten ist, das der Punkterechner von WW letztendlich dafür sorgt, das man sich mal differenziert damit auseinander setzt, was man denn so überhaupt isst. Damit endet für mich allerdings auch schon der positive Aspekt von WW. Eine Ernährungphilosophie, die mich mein Leben lang zwingt Dinge zu essen, die ich nicht mag, dazu in Mengen, die für mich nicht ausreichend sind  und mich für jeden noch so kleinen Fehltritt bestraft und um Tage, bzw. Wochen zurückwirft, ist für mich schlicht und ergreifend nicht geeignet

Was bringt mich nun auf Atkins?

Um diese Frage zu beantworten muss man wissen, was Atkins eigentlich ist. Ich zitiere mal die ersten Sätze aus Wikipedia:

Die Atkins-Diät, benannt nach ihrem Erfinder Robert Atkins, ist eine Diät nach dem Low-Carb-Prinzip. Sie reduziert die Aufnahme von Kohlenhydraten am Anfang drastisch und nutzt Fett sowie Protein als Hauptenergieträger. Dieser Ansatz soll nach Ansicht der Anhänger der Atkins-Diät den Körper dazu zwingen, Fett zur Energiegewinnung in Keton-Körper zu verwandeln.

Das steht natürlich im krassen Gegensatz zu vielem, was man bisher über Diäten gelesen hat, was auch dazu führt, das die Diskussionen über Atkins sehr kontrovers geführt werden. Die Anhänger dieser Diät sind, wie nicht anders zu erwarten, total begeistert, während die Gegner nicht müde werden, darüber zu lamentieren, wie gesundheitsschädlich diese Art der Gewichtsreduzierung doch tatsächlich sei. Ich habe nun bereits gut eine Woche damit verbracht, mir eine eigene Meinung zu bilden. Ich hab viel im Internet recherchiert, habe mir Bücher zum Thema beschafft und habe mit meinem Arzt darüber gesprochen. Wider Erwarten hat dieser mir nicht davon abgeraten, sondern mir gesagt, daß auch er sich seit geraumer Zeit kohlenhydratarm ernährt und gute Erfahrungen damit gemacht hat. Allerdings hat er mich auch darauf hingewiesen, tunlichst genau darauf zu achten, bei aller Kohlenhydratzählerei nicht aus dem Auge zu verlieren, daß der Körper Mineralien und Vitamine braucht und somit ungern auf diese verzichten möchte. Alles in allem habe ich das aber auch schon bereits mehrfach gelesen und glaube nun zu wissen, worauf ich mich einlasse.

Zurück zur eigentlichen Frage, warum ich glaube, daß Atkins das Richtige für mich ist.

Ganz pauschal gesagt:
Bei Atkins kann ich all das mit ruhigem Gewissen essen, was ICH mag, zubereitet wie es MIR schmeckt. Im Gegenzug muss ich auf jene Dinge verzichten, die mir, ohnehin nicht wichtig sind. Die bereits erwähnte „Kasteiung“ bezieht sich in meinem Fall also nur auf wenige Ausnahmen, wie z.B. Eis oder Knabbereien wie Kartoffelchips oder Erdnusslocken. Auch Fastfood ist selbstverständlich tabu, aber ich denke das sich das alles in allem in überschaubaren Grenzen hält.
Als Belohnung erwartet mich viele Dinge, die ich wirklich gerne mag, wie z.B.  Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse, Salat, Obst, Nüsse und Käse, wobei man auch bei der Zubereitung nicht auf Fette und Öle verzichten muss und auch beim z.B. Fleisch die eher saftigen, weil fetthaltigen Sorten, wählen kann. Alles in allem entspricht das viel mehr „Winnie´s Welt“, als die ganzen fettreduzierten Diäten, die bei mir allesamt nicht geholfen haben. Sie halfen mir schon deshalb nicht, weil Fette ein nicht zu unterschätzender Geschmacksträger sind und aus diesem Grund fettreduzierte Nahrungsmittel in der Regel nicht besonders gut munden. Um das zu kompensieren, werden diese sogenannten „Light“-Produkte mit künstliche Aromastoffen und Zucker oder ähnlichen Kohlenhydratbomben versetzt, damit sie überhaupt nach irgend etwas schmecken. Man hört oft, das dies alles nur eine Frage der Gewöhnung sei, bei manchen Menschen mag das auch durchaus zutreffen, bei mir funktioniert das allerdings auf Dauer nicht, weil ich ein Genussmensch bin und Essen für mich zuerst einmal ein Genuss ist und erst an zweiter Stelle der eigentlichen Ernährung dient.

Also, neues Spiel, neues Glück.

Ich bin guter Dinge, das es diesmal funktionieren kann, da alles so viel anders als bei meinen bisherigen Versuchen ist. Es passt viel besser zu meiner persönlichen Vorstellung von Lebensqualität. Ich werde die nächsten Tage noch einiges zu lesen haben um an weitere wichtige Informationen zu gelangen, die mir helfen mein Ziel zu erreichen, ohne in diverse Fallen zu tappen, die u.U. zum Misserfolg führen oder gar meine Gesundheit beeinträchtigen. Außerdem werde ich, nicht zuletzt aus Gründen der Selbstkontrolle, so eine Art Tagebuch führen, in dem ich festhalte, was ich esse und trinke, was die Waage anzeigt und wie ich mich dabei fühle. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das Ganze öffentlich mache, einerseits könnte das natürlich eine nicht unbedeutende Motivation sein, was sich positiv auf den weiteren Verlauf auswirken kann. Andererseits ist damit zu rechnen, das es jene Zeitgenossen auf den Plan ruft, die nur darauf gewartet haben, sich an den Problemen ihrer Mitmenschen zu ergötzen um sich dann selbst durch diverse Spitzfindigkeiten und Besserwissereien in einem besseren Licht zu sehen. Ich werde mal eine Nacht darüber schlafen, um mir Klarheit zu verschaffen, ob ich dem gewachsen bin, bzw. gewachsen sein möchte.

In diesem Sinne, ab morgen geht´s los :)

-twi-

Diät-Ticker - Sichtbar abnehmen

Veröffentlicht von

Extrem-Gadgeteer, Netaholic, Musik- und Serienjunkie, Politik(er)verdrossener, Genussmensch und bekennender Fleischfresser ;)

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